Künstliche Intelligenz in der Form, wie sie Ende 2022 als ChatGPT bekannt geworden ist, ist ein heißes Thema für Texterinnen, Texter und andere Kreative. Assistiert sie uns, indem sie uns lästige Arbeiten abnimmt? Ersetzt sie uns, nimmt sie uns Aufträge weg? Verändert sie die Qualität und Glaubwürdigkeit von Texten, Bildern, Grafiken insgesamt? Mit diesen Fragen habe ich mich, gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Berufsverband Text und Konzept, intensiv auseinander gesetzt. Ein Ergebnis der Debatten liegt jetzt vor: das MI-Siegel für Menschliche Intelligenz.
Der Grundgedanke des Siegels ist: Die Trägerinnen und Träger verpflichten sich, einen Kodex einzuhalten, der sie auch dann leitet, wenn sie KI-Lösungen im Arbeitsprozess einsetzen. Es gilt in jedem Fall das „Prinzip des letzten Wortes“ (oder, übertragen, des letzten Blickes und Handgriffs): Wir verkaufen nur Texte (Bilder, Grafik), die wir am Ende mit unserer menschlichen Intelligenz und als real kommunizierende Menschen überprüft und vervollkommnet haben.
Im März 2024 haben die Texterinnen Christa Goede, Christine Hutterer und Daniela Rorig die MI-Siegel und -Kodizes für zunächst sechs Branchen veröffentlicht: Text, Design, Marketing, Übersetzung, Dolmetschen und Lektorat. Hier der Kodex Text.
In den Diskussionen des Jahres 2023 ging es u. a. um folgende langfristigen Gefahren, die mit dem Einsatz von KI einhergehen können:
- Kunden können das Vertrauen verlieren, wenn ein Unternehmen in seinen KI-gestützten Texten falsch informiert.
- Kommunikation kann in banale Allgemeinplätze abrutschen, wenn nicht mehr von Mensch zu Mensch kommuniziert wird, sondern ein Automat Wahrscheinlichkeiten errechnet.
- Botschaften und Markenidentitäten können zum Einheitsbrei werden, wenn alle die gleichen KI-Tools benutzen und auf ähnliche Weise füttern.
- Unternehmen können sich Prozesse einhandeln, wenn ihr Außenauftritt auf Texten und Bildern beruht, für die sie kein Nutzungsrecht haben.